OMV-Aktie: Verschätzt?
Vor knapp einem Monat veröffentlichte die "Welt" ein Interview mit OMV-Chef Alfred Stern, in welchem unter anderem die Gaspreise ein Thema waren. Stern warnte darin vor zu viel Pessimismus und vertrat die Ansicht, dass die Gaspreise in Europa sehr wohl wieder ein Niveau wie vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erreichen würden. Zumindest für den Moment scheint er aber eines Besseren belehrt zu werden.
Nicht berücksichtigten konnte Stern bei seiner vagen Prognose, dass Israel einen handfesten Krieg gegen den Iran starten würde. Eben das hat zu sprunghaften Anstiegen der Preise für Öl und Gas geführt. Am Mittwoch stieg der Preis für Erdgas auf 3,92 US-Dollar. Das ist zwar noch kein neues Jahreshoch, entspricht aber einem Plus von 23,8 Prozent innerhalb von vier Wochen.
Glück im Unglück?
Abzuwarten bleibt, welche Entwicklung der Konflikt noch nehmen wird und wie die Gaspreise darauf langfristig reagieren werden. Für den Moment erkennen die Anleger aber offenbar noch keine Bedrohung für OMV. Höhere Gas- und Energiepreise werden von manch einem sogar als Chance verstanden und so ging es mit dem Aktienkurs zuletzt munter weiter aufwärts. Am heutigen Mittwoch gab es bis zum Nachmittag Aufschläge von 0,9 Prozent zu bewundern; der Kurs stieg auf 45,52 Euro zum Zeitpunkt dieses Artikels.
Grundsätzlich sind steigende Gaspreise für OMV ein zweischneidiges Schwert. Das Unternehmen tritt sowohl als Förderer als auch als Versorger auf. In ersterer Funktion sorgen höhere Preise für steigende Umsätze, was aus Anlegersicht sehr angenehm ist. Als Versorger sind die Möglichkeiten allerdings begrenzt, steigende Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Dafür gibt es in Österreich recht enge Vorgaben.
Nur nichts überstürzen
Aktuell ist noch nicht abzusehen, wie sich die Lage im Nahen Osten weiterentwickeln mag und welche Konsequenzen sich daraus auf Öl- und Gaspreise noch ergeben werden. Grund zur Panik gibt es daher nicht und die aktuellen Verwerfungen dürften schnell verdaut werden, solange keine tatsächliche Knappheit eintritt. Anleger tun aber nicht schlecht daran, das Geschehen genau zu verfolgen, um im Zweifel schnell reagieren zu können.